Trauma-Netzwerk/Trauma-Ambulanz in Ostfriesland
Norden - Schnell und unbürokratisch helfen ist das Ziel des Trauma-Netzwerkes Niedersachsen. Ein wichtiger Baustein dabei ist die therapeutische Soforthilfe. An der Ubbo-Emmius-Klinik (UEK) in Norden ist am Mittwoch dafür ein Stützpunkt eingerichtet worden. „Opfer von Gewalttaten erhalten oft erst Monate, nachdem die Ermittlungen abgeschlossen sind, einen Therapieplatz“, weiß Dr. Stefanie Franke vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie. In der Zeit, die ohne Therapie verstreiche, könnten sich die psychischen Folgen einer Gewalttat jedoch schon als Gesundheitsstörungen verfestigen. Diese Lücke soll der Stützpunkt, der niedersachsenweit an 28 Kliniken etabliert werden soll, jetzt schließen.
„Das ist revolutionär“, sagt Dr. Egbert Held, Chefarzt der Abteilung Psychiatrie an der UEK. „Es ist die bewusste Umgehung bürokratischer Hürden.“ Denn nicht nur das Verbrechen, sondern auch die Ermittlungen und der Antrag auf Unterstützung nach dem Opferentschädigungsgesetz seien für viele eine Herausforderung, vor der einige kapitulierten. „Jetzt haben wir die Möglichkeit, als Partner aufzutreten, und nicht als eine Behörde, vor der man sich beweisen muss“, sagt Franke.
Die Menschen sollen den Weg zurück ins Leben finden
15 Sitzungen stehen den Hilfesuchenden frei. Darin soll festgestellt werden, ob ein Risiko für die Entwicklung von Langzeitfolgen besteht, und welche Maßnahmen erforderlich sind. Die UEK setzt dabei in erster Linie auf außerstationäre Besuche. „Wir arbeiten pflegebetont“, so Held. „Unser Ziel ist, dass die Menschen wieder ihren Weg ins Leben, in den Beruf und die Gesellschaft finden.“
Die UEK gehört zu den ersten Kliniken, die in das Trauma-Netzwerk aufgenommen wurden. „Der Grund dafür ist, dass wir die hohe fachliche Kompetenz vor Ort haben“, sagt Held. Das schwierigste an der Arbeit sei herauszufinden, welche Bedeutung das Trauma für den Patienten hat.
Kosten fallen für die Klinik nicht an. Diese übernimmt das Landesamt. „Wir bezahlen auch die Fahrt- und Begleitkosten oder den Dolmetscher“, sagt Franke. Unter den Telefonnummern 0 49 31 / 181 211 oder 0 49 31 / 181 358 erhalten Hilfesuchende innerhalb weniger Tage einen Termin.
Bericht von Grit Mühring in der Ostfriesen-Zeitung 27.12.2012